Wie alles begann

 

Warum ein Projekt in der Ukraine?

 

Wie so oft im Leben entscheidet Vieles der Zufall.

Anfang 2019 fuhr ich mit einer Tierschutz-Kollegin spontan in die Ukraine, um mir da ihr Projekt anzusehen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mit einigen Vereinen über viele Jahre zusammen gearbeitet und mein Herz sagte mir schon lange "Es muss mehr getan werden". Nach meiner Reise stand fest: ich möchte ein eigenes nachhaltiges und sozial integratives Tierschutz-Projekt gründen, welches über das "Retten und Vermitteln" hinaus Unterstützung bietet.

Zusammen mit Freunden begann ich dann im August 2019 mit den Vorbereitungen für einen eigenen Tierschutz-Verein.

Durch Zufall wurde Victoria, die ursprünglich aus Sdolbuniv / Ukraine kommt, darauf aufmerksam und bat mich um Hilfe für eine ältere Dame in der Ukraine - denn die Zahl der Tiere, die diese Dame hielt, war dramatisch angestiegen und die Dame konnte die Tiere weder artgerecht unterbringen noch angemessen versorgen.
Ich beschloss hinzufliegen, um mir die Umstände vor Ort genau anzusehen und zu schauen, wie ich helfen könnte. 

Was mich dort erwartete, kann ich auch heute kaum in Worte fassen... hunderte Tiere in Käfigen, Welpen die auf blanken Gittern standen, Hunde an Ketten und Katzen die zu 5-8 in Käfigen saßen. Dazu viele die in behelfsmäßigen Zwingern untergebracht waren. Überall bestand enorme Verletzungsgefahr durch defekte Gitter, Müll und andere Gegenstände. 

Es war ein einziges Chaos. Die hygienischen Zustände und der Geruch waren nur schwer auszuhalten.

Viele Käfige konnten gar nicht mehr geöffnet werden, wurden also auch nie gereinigt. 

Wir mussten sofort handeln! Eigentlich wollten wir unser Tierschutz-Projekt ja Schritt für Schritt aufbauen, aber angesichts der Lage konnten wir nicht warten - wir mußten spontan Abhilfe schaffen, um die Tiere zu retten!

Im November flog ich erneut hin. In der Zwischenzeit hatte es das ukrainische Team geschafft, ein kleines Gelände von der Stadt zugewiesen zu bekommen. Wir begannen mit dem Bau eines Tierheims, das aber nur eine Übergangslösung sein sollte, um die Tiere der älteren Dame aus diesen Verhältnissen zu holen. Wir wollten sie sozialisieren und Familien für sie finden.

Das Haus der Dame durften wir nie betreten. Daher konnten wir nur grob schätzen, dass es sich um ca. 200-300 Tiere handeln musste. Unfassbar. Was für eine riesige Aufgabe, all diese Tiere zu retten. Im Laufe der Zeit, als der Bau des kleinen Tierheims in die letzte Phase ging, konnten wir nach und nach etwa 100 Tiere übernehmen. Für viele das erste Mal seit Jahren, dass sie sich bewegen konnten.

Leider zeigte sich, dass die ältere Dame diese Situation nicht aus Hilflosigkeit geschaffen hatte. - Menschen, die Tiere sammeln, sind psychisch krank. Ohne entsprechende Behandlung werden sie immer wieder zu „Animal Hoardern“.

Nach vielen Gesprächen konnten wir die Zusammenarbeit mit ihr leider nicht fortführen, da sie sich nicht in Behandlung begab und immer wieder Tiere und Menschen mit ihrem Handeln gefährdete und sich auch nicht von weiteren Tieren trennen wollte. Deshalb mussten wir letztendlich die Behörden einschalten, was sich in der Ukraine als sehr schwierig gestaltete.

Die folgenden Monate waren von Kampagnen gegen uns gezeichnet. Die Dame und einige ihrer Unterstützer setzten das Team vor Ort immer wieder unter Druck. Konkrete Bedrohungen gegen uns waren an der Tagesordnung. Dennoch wollte niemand aufgeben und so arbeiteten wir noch intensiver daran, gemeinsam mit den Behörden eine Lösung zu finden.

Diese Zeit hat uns alle sehr viel Energie gekostet. Aber das Wichtigste für uns war, dass die Tiere niemals wieder unter solch verheerenden Umständen leben sollten.

Erst nach einem tragischen Brand im Sommer 2020, konnten wir die überlebenden Tiere mit einer Polizei-Eskorte aus den Trümmern holen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Dame auch eine ärztliche Versorgung der Tiere nicht gestattet.

Wie viele Tiere bei diesem Brand starben, ist bis heute ungewiss. Denn nach wie vor versuchte sie zu verhindern, dass sich jemand ein Bild von den Zuständen in ihrem Haus machte. 

Von Beginn an hat unser kleines Tierheim, immer wenn es wieder freie Plätze gab, Tiere aufgenommen. Der Ruf unseres Tierheims, dass die Tiere dort gesund und gut versorgt sind, schuf Vertrauen in der Gemeinde. Und so hat die Zahl der Adoptionen in der Ukraine stetig zugenommen. 

Mittlerweile haben wir ca. 300 Tiere (Stand August 2020) an Familien vermitteln können und rund 170 Tiere warten noch auf ihre Familie.

Leider sind nicht alle Tiere vermittelbar. Einige benötigen Monate zur Sozialisierung, um das Vertrauen zu Menschen (wieder) zu finden. Einige wenige finden es nie wieder. Unser Team arbeitet täglich mit den Tieren um ihnen den Weg zurück in ein Leben ohne Angst zu zeigen. Wir wissen, dass ein Teil der Tiere bei uns bleiben wird. Sie sind so schwer traumatisiert, das sie unberechenbar sind und eine zu große Gefahr für ein "normales gesellschaftliches Umfeld" darstellen. Auch diesen Tieren versuchen wir gerecht zu werden und sie gut zu versorgen.

Die meisten können sich mittlerweile regelmäßig frei auf dem Gelände bewegen - aber nur dann, wenn keine Besucher da sind. Ein Leben nur im Zwinger, kommt für uns nicht in Frage.

Unser Team hat es nicht selten mit Hunden zu tun, die durch ihre Erfahrungen lebenslang geprägt sind. Dennoch ist es unseren erfahrenen Team-Mitgliedern bisher immer gelungen, auch diesen Tieren Lebensqualität zu schenken und zumindest so viel Vertrauen aufzubauen, dass sie für sich selbst und für andere keine Gefahr mehr darstellen.

Unser Tierheim ist kein Ort der Verwahrung sondern ein Ort der Hoffnung - auch für diejenigen, die für immer dort sein werden.

Das Team in der Ukraine leistet wirklich Unglaubliches. Wir sind sehr stolz darauf, mit Menschen arbeiten zu dürfen, die trotz der großen Anzahl der Tiere, mit viel Empathie und Liebe die Bedürfnisse jedes einzelnen Tieres kennen und individuell darauf eingehen.  

*Die Bilder entstanden bei unseren ersten Besuchen bei der älteren Dame und zeigen die Situation der Tiere bei ihr. Einige Bilder sind nach dem Brand entstanden und zeigen die Überlebenden in den Ruinen des Hauses, in dem vermutlich 30-50 Tiere starben.

 

 

 

 

 

ARTGERECHTSOZIAL - Tierisch engagiert e.V.    
           
EINNAHMEN- / ÜBERSCHUSSRECHNUNG        
           
Ideeller Bereich          
  2019      Jan - Sep 20            Summe
Mitgliedsbeiträge 260,00   1.545,00   1.805,00
Erhaltene Spenden 7.222,00   10.569,07   17.791,07
Öffentlichkeitsarbeit -564,09   -538,22   -1.102,31
Verwaltungskosten 0,00   -65,34   -65,34
Nebenkosten des Geldverkehr -54,82   -239,87   -294,69
  6.863,09   11.270,64   18.133,73
           
Zweckbetrieb          
Einnahmen aus Patenschaften 0,00   1.115,00   1.115,00
Aufbau Tierheim Ukraine -8.650,00   -5.461,89   -14.111,89
Tierarzt Ukraine -80,00   -5.700,99   -5.780,99
Tierarzt Deutschland 0,00   -634,65   -634,65
Tierfutter -D- -54,99   -149,11   -204,10
  -8.784,99   -10.831,64   -19.616,63
           
Geschäftsbetrieb          
Erlöse aus Versteigerung Sachspenden 323,00   298,99   621,99
  323,00   298,99   621,99
           
JAHRESFEHLBETRAG -1.598,90   737,99   -860,91
           
           
VERMÖGENSÜBERSICHT 30.09.2020          
           
Girokonto Sparkasse Heidelberg 2.943,10        
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