Überraschende Wendung, Lisa's Geschichte

 

Vor vielen Jahren, da war Lisa gerade mal ein knappes Jahr alt, brachte ihr Besitzer sie zum Tierarzt.

 

Lisa wurde nicht gebraucht und sollte sterben.

 

Zufällig war auch Nina gerade mit einem Notfall bei diesem Tierarzt, Nina ist unsere Tierschützerin, die uns um Hilfe bat und der Grund für den Aufbau des Projekts.

Nina hörte was der Mann sagte und bat ihn, ihr Lisa zu überlassen.

Sie musste ihn anflehen, denn er hatte entschieden, dass sie sterben soll.

Widerwillig übergab er Nina die kleine Hündin.

 

Viele Jahre später stehe ich auf dem Gelände, das einmal unser kleines Tierheim werden soll.

Ein Mann, der Chef der Baufirma, die die Stadt für unseren Zaun beauftragt hat kommt um zu sehen wie die Arbeit voran geht.

Er ist eigentlich jeden Tag da und wirkt auf mich nicht besonders sympathisch oder gar Tierlieb.

Mich ärgert das ein wenig, hätte ich doch viel lieber Firmen unterstützt die auch zumindest ein wenig Empathie für Tiere haben, aber da die Stadt uns den Zaun finanziert, was an sich schon ein kleines Wunder ist, möchte ich mich nicht beschweren.

 

Der Mann ist groß und wirkt eher arrogant und Grob. Wir wechseln jeden Tag ein paar Worte, mein schlechtes ukrainisch gibt nicht viel mehr her.Am 4. Tag springt eine kleine Hündin aus dem Auto.

Überrascht sehe ich ihr zu, wie sie fröhlich wedelnd ihrem Herrchen, dem Chef der Firma hinterher läuft.

Die kleine Hündin scheint ein inniges Verhältnis zu ihm zu haben und er schaut immer wieder wo sie ist und das ihr nichts passiert. Ich habe mich getäuscht, so was von getäuscht, wie sehr soll ich einige Stunden später erfahren als unsere Nina den Bau besucht.

 

Als Nina kommt begrüßt sie die kleine Hündin freudig mit ihrem Namen „ Lisa“. Ich stehe da und beobachte die Situation überrascht.

Wenige Wochen nach dem Nina, Lisa gerettet hat, kam der Chef der Baufirma und hat sie adoptiert.

Sie, diese kleine unscheinbare Hündin, deren Schicksal schon beschlossen war.

Mittlerweile ist Lisa eine betagte Dame aber immer fröhlich und glücklich.

Er streichelt ihr immer wieder über den Kopf und Lisa himmelt ihn an, die Liebe zwischen den beiden ist beinahe greifbar.

Mir wird endgültig bewusst wie voreingenommen ich von seinem Auftreten war.

 

Lisa ist kein Prestige Objekt, hat keinen Stammbaum und ist ein Straßen Mix wie es ihn zu hunderten gibt und doch hat er sich genau sie ausgesucht.

Ich stelle mir vor wie der Mann zu Nina in der engen Auffangstation steht und mir kommen die Tränen, aus Freude und ein bisschen aus Scham, das ich so schnell geurteilt hatte.

 

Lisa kommt nun jeden Tag mit zum Bau und ich freue mich immer darauf dieses so ungleiche Paar zu sehen.

Ein großer, grober Mann mit dieser kleinen zarten alten Hündin und der großen Liebe die die beiden miteinander verbindet.

Es macht den Eindruck als hätten sie sich gegenseitig gerettet.

Wenn ich sie beobachte habe ich immer den einen Gedanken:  Genau Dafür kämpfen wir!

 

 

Jasmin vom Team ArtgerechtSozial