Unser kleines Tierheim

 

Im November 2019,  wenige Monate nach der Gründung unseres Vereins und unserem ersten Besuch vor Ort, begann der Bau unseres kleinen Behelfs-Tierheims.

Wie erwartet gestaltet sich in der Ukraine vieles anders, als wir es in Deutschland gewohnt sind.

Nachdem die Stadt uns das kleine Gebiet zur Verfügung gestellt hatte und versprach zumindest für den Zaun zu bezahlen (was ein kleines Wunder war) erfuhren wir: wir dürfen kein schweres Gerät zum Bau einsetzen.

Die ganze Materialplanung war dahin, denn die Metallpfosten hätten einbetoniert werden müssen und so tief durften wir aufgrund einer Gasleitung auch nicht von Hand graben.

"Keine dauerhaften Bauten" - das nächste Problem.

Aufgeben liegt uns nicht im Blut und wir vermuteten, dass die wenigen Abgeordneten, die gegen unser kleines Projekt gestimmt hatten, sich gerade ins Fäustchen lachen.

Aber nicht mit uns! Wir wussten, dass wir unsere Position nun halten müssen, um von der Stadt ernst genommen zu werden. Wenn Tierschutz in der Ukraine einfach wäre, dann würde es ihn vermutlich nicht benötigen. Innerhalb weniger Tage wurde das Material und der Aufbau umgeplant.

Als 1. Vorsitzende bin ich kein Mensch, der andere für sich arbeiten lässt und es war mir wichtig auch selbst mit anzupacken.

Zum Baubeginn buchte ich also den nächsten Flug.

Einen Bau im November zu beginnen ist denkbar ungünstig, aber der Gedanke an die Tiere in den Käfigen ließ mich keine Nacht mehr ruhig schlafen.

Bewaffnet mit Spaten, Stichsäge und Akkubohrer ging es also los.

Die ersten Tage waren frustrierend. Vom Zaun war noch nichts zu sehen, das Gelände nicht wie zugesichert geebnet und die Materiallieferung verzögerte sich ebenfalls. Also wurde zuerst der Wohnwagen für das Gelände gekauft, der später die Möglichkeit für Pausen bieten sollte.

Als das Material kam, war der Zaun noch nicht halb fertig. Also schlief ich - zum Entsetzen meines ukrainischen Teams - im Wohnwagen auf dem Gelände, um das Material im Auge zu haben.

Strom- und Wasserversorgung standen zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig.

Das schlimmste Wort der Ukraine "Saftra" "Morgen".... mittlerweile ein Running Gag, da alle wissen: es bringt mich auf die Palme. Termine sind in der Ukraine äußerst flexibel.... oder eben "Saftra".

Die ersten Gehäuse wurden aufgebaut und es ging langsam voran. Mit einer Handvoll Menschen entstand eine kleine Zuflucht, die hunderten Tieren das Leben retten konnte. Ende 2021 sind über 300 Tiere von hier aus ins Familienleben vor Ort gestartet.

Das Tierheim wurde zunehmend erweitert, aber die maximale Anzahl der Tiere, die wir unterbringen konnten, stand von Beginn an fest.

Unser kleines Tierheim lockt regelmäßig Besucher an und da der einfache Zugang zu den Tieren möglich ist, fanden ebenfalls viele Tiere bereits ein zu Hause, andere fanden Paten und Gassigänger.

Unsere Volontäre geben alles, um den Tieren so viel Abwechslung wie möglich zu geben. Jeden Tag dürfen sich die Tiere aus mehreren Gehegen frei auf dem Gelände bewegen, wann immer möglich wird trainiert - auch das ist eine wichtige Aufgabe. Auch unsere Katzen kommen in der großen beheizten Voliere nicht zu kurz und haben regelmäßig Kuschel-Besucher. Häufig kommen Kinder und verbringen einen Großteil des Tages bei den Katzen und Welpen.

Trotz zahlreicher Schwierigkeiten hat das Team das Bestmögliche aufgebaut und umgesetzt! Dennoch soll das nicht das Ende des Projektes sein. Die Hunde dürfen so oft es geht frei auf dem Gelände laufen, dabei werden die Volieren immer abgewechselt damit es keine Streitereien gibt. Auch die Gassigänger bieten unseren Tieren regelmäßig Abwechslung und Ausflüge außerhalb des Tierheims. Wir können kein zu Hause ersetzen - aber unser Team tut alles, was möglich ist, dass der Alltag der Tiere sich nicht auf ihr Dasein im Zwinger beschränkt.

Wenn du erfahren möchtest, wie es weiter geht, schau in unser Pilot-Projekt...

 

Verfasser: Jasmin vom Team ArtgerechtSozial

 

 

Eine Bilder Galerie vom Bau unseres Tierheims und Eindrücke unserer Tiere und Besucher