Das dankbare Biest im Hundepelz?

Terry, die Kurzform von TERRORIST.
Die Begegnung mit ihm, sollte mich verändern.
Als er kam, nannten wir ihn Shadow, denn mehr als ein Schatten, war von dem schönen Rüden nicht übrig.
Noch mehr als sein körperlicher Zustand, jagte uns sein seelischer, Schauer über den Rücken.
Der Tag an dem ich mich verändern sollte, war der Tag als ich zu Terry in den Zwinger ging. Yulia bat mich, mir seinen Bauch an zu sehen.
Sie hob ihn hoch, ich ging runter um den Bauch ab zu Tasten.
Im Augenwinkel sehe ich wie sein Blick sich verändert, seine Augen schwarz werden, so schwarz wie ich es noch nie bei einem Hund gesehen habe.
Ein Wimpernschlag, der Bruchteil einer Sekunde, ich weiß er wird mich angreifen.
Gerade so kann ich ihn noch im Nacken greifen, und halte ihn fest, aber er hat genug Platz den Arm, mit dem ich ihn halte zu erreichen.
Er beißt zu, immer wieder.
Ich kann ihn kaum halten, das Blut läuft über meine Hand, aber ich weiß, wenn ich ihn jetzt los lasse, wird er mich zu Fall bringen.
Seine Augen sind so schwarz, als wäre er besessen, vielleicht ist er das auch, besessen von den Schatten seiner Vergangenheit.
Ich habe alleine keine Chance die Tür zu erreichen, während Terry weiter meinen Arm attackiert und mit jeder Sekunde mehr Wut in diesen Versuch legt.
Als müsste er all das Böse das ihm geschah vertreiben, mit all seiner Kraft.
Erst mit Eimern voll Wasser, Besen, Schaufel und fünf Leuten, schaffen wir es, ihn so zu sichern, daß ich ihn los lassen kann.
Ich verlasse den Zwinger, meine Hände zittern, Blut läuft aus den vielen kleinen Löchern in meinen Arm.
Ich wurde schon oft gebissen, meine rechte Wade ist voller kleiner Narben, die ich in Cherson auf dem Hof einer Freundin bekommen habe.
Aber ich hatte nie Angst, jetzt ist das anders, ich spüre es sofort.
Nach dem die Wunden ausgespült sind, gehe ich trotzdem noch einmal zu Terry an den Zwinger, ich gebe ihm etwas Futter.
Jetzt hat er sich beruhigt, wenn man das bei ihm so nennen kann.
Terry dreht sich immer wieder, flätschend im Kreis und beißt sich selbst in die Beine.
Das tat er von Anfang an.
Ich bin nicht böse auf ihn, er wollte das nicht.
Er kann nichts dafür, daß ihn jemand zerbrochen hat.
Zum ersten mal, zweifle ich an meiner Fähigkeit, Hunde lesen zu können, ich spüre, daß mich das verunsichert.
Es ist meine Lebensversicherung, ein Tier einschätzen zu können.
Zum ersten mal, dachte ich "Das war es, hier kommst du nicht mehr raus".
Ich bin unsicherer geworden, vertraue nicht mehr so sehr auf meinen Instinkt.

Heute ist Terry, ein liebevoller Kosename und ich kann darüber lachen, auch wenn ich diese Augen, nie ganz vergessen werden.
Wir konnten ihn sogar vergesellschaften, im Zwinger Kreiselt er manchmal noch, versucht in seine Beine zu beißen, lässt sich aber jetzt mit rufen, unterbrechen.
Draußen auf dem Gelände, kuschele ich mit ihm, er ist ein toller Junge, aber im Zwinger nähere ich mich ihm nicht.
Terry nimmt Schwingungen sehr sensibel wahr und ich möchte ihn und mich, nicht wieder in diese Situation bringen.
Unser Terrorist, wird nie in eine Familie gehen, auch wenn er draußen wie ein fröhlicher lieber Hund wirkt, bleibt er gefährlich.
Trotzdem sind wir froh unseren schwarzen Terroristen im Hundepelz, nicht aufgegeben zu haben.
Wir sind seine Familie, sein zu Hause und Terry dankt es uns, in dem er zumindest versucht, sich gut zu benehmen.

Wenn wir über Tierschutz sprechen, sprechen wir auch, über die vielen gebrochenen Tiere. Über die Gefahr, der sich Tierschützer immer wieder aus setzen, auch Hunde wie Terry zu retten und zu sozialisieren.
Tierschutz ist nicht nur flauschig kuscheln, füttern und lieb haben.
Tierschutz kann Lebensgefahr bedeuten.